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BASLER HUNDE SPAZIERDIENST

 


Spazierdienst

Betreuungsservice

Erziehungsberatung


 

 

 

 


Caroline Klopfenstein


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        Essay über den Hund

 

            Beobachtungen und Gedanken über das

           Verhalten freilebender Hunde während

           unseren mehrjährigen Reisenszeit,

           im Zusammenhang mit dem Wolf und

           unserer heutigen Hundehaltung

 

 

Es geht um freilebende Hunde, welche wir oft über einen Zeitraum von mehreren Wochen beobachten konnten. Sie lebten jeweils in der näheren Umgebung des Menschen, auf kleineren Inseln, in Dörfern, Siedlungen und Städten, gehörtem niemandem und wurden vom Menschen nicht direkt gefüttert.

Sie lebten bzw. leben als „Sammler“ vom Abfall bzw. allem für sie Essbarem und für sie Verwertbarem, was der Mensch übriglässt.

Die Hunde lebten in der Regel solitär bzw. in losen, immer wieder sich ändernder Zusammenstellung der Gruppe und nur in wenigen Ausnahmen konnten wir eine konkrete Rudelbildung erkennen. Meistens hielten sie sich in einem bestimmten Gebiet auf, sie konnten aber auch irgendwann, vielleicht wegen einer läufigen Hündin, in eine entferntere Region wegziehen.

Bis auf wenige Ausnahmen wichen diese Hunde dem menschlichen Kontakt aus, waren oft scheu und liessen erst nach mehreren Begegnungen eine Annäherung oder Berührung zu.

An Orten, wo sich vermehrt Touristen aufhielten, hatten die Hunde gelernt, zwischen diesen und den Einheimischen zu unterscheiden und verhielten sich den Touristen gegenüber weniger reserviert, suchten sogar teilweise den Kontakt zu den Menschen, da diese ihnen gegenüber Zuneigung zeigten.

Nicht so die Einheimischen: sie tolerieren die freilebenden Hunde, solange diese keine offensichtlichen Probleme zeigen wie Aggression dem Menschen gegenüber, Jagdverhalten auf Nutztiere oder Überpopulation, ansonsten werden sie (mit meist grausamen Methoden) dezimiert.

Dieses Auswahlverfahren verhindert, dass sich Hunde mit aggressiven oder jagdlichen Verhaltensweisen weiter vermehren können.

Nur in einem Fall erlebten wir eine Rudelbildung von drei Hunden, welche ein Territorium beanspruchten und sogar mit Aggressionverhalten gegen Menschen reagierten. Diese drei Hunde wurden auf einer Werft von Jachties regelmässig gefüttert und diese Situation förderte das territoriale und das Rudelverhalten dieser drei Hunde, denn zusammen konnten sie ihr Territorium bzw. ihre Nahrungsressource besser verteidigen ( meine Interpretation ).

Von den Jachties, mit unserer „zivilisierten“ Beziehung zu Tieren, wurde das Problem nicht erkannt oder das Know-how fehlte um die Situation entschärfen und die Einheimischen konnten diese Situation nicht auf ihre Art lösen, da sie sonst unter den Seglern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hätten.

 

Mit all diesen Beobachtungen in Bezug auf Hunde begann ich vieles, was ich bis dahin über Hundeverhalten und -erziehung wusste, zu überdenken und viele Fragen wurden aufgeworfen, welche mich bis heute nicht mehr loslassen sollten:

Weshalb sahen wir (fast) nirgendwo freilebende Hunde, welche in einem festen Rudelverband lebten, obwohl der Hund vom Wolf abstammt und dieser in einem strikt hierarchischen System leben soll?

Gibt es vielleicht einen Unterschied in der sozialen Struktur zwischen dem Wolf und dem Hund?

Wieviel Verhalten vom Wolf ist in unserem Haushund überhaupt noch vorhanden?

Können Hunde ihre ursprünglichen Instinkte überhaupt wieder soweit mobilisieren, dass sie, in der Wildnis ausgesetzt, mit der Jagd auf Grosswild, überleben könnten?

Warum leben Wölfe, welche inzwischen in Europa und in der Schweiz wieder eingewandert sind und toleriert werden, ebenso solitär wie freilebende Hunde?

Wenn sich die Wölfe hierzulande weiter vermehren, welche Konsequenzen hat dies auf ihr Sozial- und Jagdverhalten?

Ist der Hund aus seiner Geschichte heraus vielleicht gar kein Jäger mehr, sondern eher ein „Sammler“?

 

Und wenn ich die Entwicklungsgeschichte des Hundes und seine soziale Struktur die des Wolfes näher betrachte, sehe ich plötzlich überraschende Gemeinsamkeiten zwischen dem Mensch und Wolf bzw. Mensch und Hund.

Könnte dies weitreichende Konsequenzen auf das Verständnis zum Wesen Hund und seiner Haltung und Erziehung haben?

 

Das von uns beobachtete Verhalten dieser frei lebenden Hunde entspricht der sogenannten „Domestikationsgeschichte“ des Wolfes, wie sie nach heutigen Erklärungen definiert wird: nicht der Mensch zähmte den Wolf, sondern einige Wölfe schlossen sich dem Menschen an, weil sie darin ihren eigenen Vorteil sahen.

Ein paar Wölfe entwickelten vor tausenden von Jahren ein sogenanntes Nischenverhalten: sie entdeckten eine erleichterte Nahrungsbeschaffung, indem sie die Scheu vor dem Menschen immer mehr überwanden und begannen, sich in dessen Nähe und von dessen Abfall und Exkrementen zu leben. Sie verhielten sich also rein opportunistisch und machten den ersten Schritt zur Domestikation zum Hund aus eigenem Antrieb, während andere Wölfe ihre Scheu vor dem Menschen und somit ihr Jagdverhalten beibehielten und bis heute Wolf blieben.

Aus dieser Symbiose jener Tiere mit dem Menschen, resultierte, dass der Sozialstruktur, sprich Rudelverhalten, nicht mehr den gleichen Wert beigemessen wurde.

Denn, ein gut strukturiertes Rudel erhöht die Überlebenschance jedes einzelnen Individuums bei der Verteidigung seiner Ressourcen (Territorium, als Sicherheit für die Aufzucht des Nachwuchses, und die im Gebiet lebenden Beutetiere ) und vergrössert mit dem Jagderfolg das Nahrungsangebot und der Erfolg der Aufzucht des Nachwuchses, indem es die Jagd auf Grosswild ermöglicht.

Dies war nun aus der neuen Situation heraus nicht mehr notwendig.

 

 

 

Unsere Beobachtungen frei lebender Hunde decken sich mit denjenigen der beiden Biologen und Buchautoren Ray und Lorna Coppinger, welche ihre Erkenntnisse über frei lebender Hunde in ihrem Buch „Hunde, Neue Erkenntnisse über Herkunft, Verhalten und Evolution der Kaniden“ ausführlich beschreiben.

Unsere Beobachtungen, dass freilebende Hunde keine Rudel bilden, decken sich jedoch nicht mit den wissenschaftlichen Untersuchungen von Günther Bloch bei frei lebenden, wilden Hunden, in Italien. Dort ist eine klare Rudelbildung dokumentiert worden.

Bevor ich nun jedoch aus diesen Erkenntnissen Rückschlüsse auf die Erziehung und Haltung unserer heutigen „Gesellschaftshunde" ziehe, nehmen wir uns doch zuerst noch den Wolf mit seinem Verhalten und seiner sozialen Struktur genauer unter die Lupe.

Dazu möchte ich folgenden Artikel von David Mechl in stark gekürzter Version vorlegen, da hier das soziale

Verhalten des Wolfes und der „Alpha-Mythos“ kurz und prägnant erklärt, beziehungsweise richtiggestellt werden:

 

Was ist eigentlich mit dem Begriff Alpha-Wolf passiert?

von L . David Mech1, 2008

Der Begriff Alpha hat in Bezug auf Wölfe eine lange Tradition. Über viele Jahre hinweg wurde in Büchern und Artikeln über Wölfe das Alpha-Männchen und Alpha-Weibchen oder das Alpha-Paar erwähnt. In vielen aktuellen Veröffentlichungen werden diese Begriffe immer noch benutzt. Aufmerksame Beobachter werden jedoch in den letzten Jahren einen rückläufigen Trend bemerkt haben.

Was ist los?

Dieser Wechsel in der Terminologie (Begrifflichkeit) reflektiert eine wichtige Veränderung unseres Wissens über das Sozialverhalten des Wolfes. Anstatt das Wolfsrudel als eine Gruppe von Wölfe zu betrachten, in dem sich ein „Top-Dog“ oder ein Paar aggressiver Wölfe an die Spitze gekämpft hat, hat die Wissenschaft verstanden: die meisten Wolfsrudel sind Familiengruppen, die auf die gleiche Weise entstehen, wie menschliche Familien gegründet werden.

Geschlechtsreife männliche und weibliche Wölfe trennen sich von ihrem Ursprungsrudel, wandern herum, bis sie Paarungspartner und ein Gebiet mit ausreichend vielen Beutetieren finden, welches noch nicht von anderen Wölfen besetzt ist. Sie umwerben und paaren sich, ziehen ihre eigenen Welpen auf. Manchmal umwirbt ein Rüde einfach eine Wölfin eines benachbarten Rudels; zusammen lassen sie sich an den Grenzen der ursprünglichen Territorien nieder.

In Gebieten mit dichteren Populationen kann dies bedeuten: Wölfe wandern viele Kilometer bis ganz an den Rand des Verbreitungsgebietes, um dort Partner zu finden, die sich ebenso von ihren Rudeln getrennt haben. Dieser Prozess hilft einer wachsenden Wolfspopulation, das Verbreitungsgebiet zu vergrößern.

Während das neue Wolfspaar seine Welpen großzieht, füttern und umsorgen sie diese, wie jedes andere Tier auch für seine Jungen sorgt. Im Herbst, wenn die Welpen beginnen, ihre Eltern auch außerhalb der Wurfhöhle oder des Rendevous-Platzes zu begleiten, und sie nomadisch ihr Territorium durchstreifen, folgen sie den Eltern und lernen ihr Gebiet dabei kennen. Dabei fallen die Eltern automatisch in die Führungsrolle, wenn sie die Jungen durch ihr Revier führen. Diese Führungsrolle beinhaltet jedoch keinesfalls, dass sich ein Tier an die Spitze der Gruppe kämpft, da die Jungen, genau wie in einer menschlichen Familie, ganz natürlich der elterlichen Führung folgen.

Sicher erlangen die Welpen mit zunehmender Entwicklung mehr Unabhängigkeit, und einige mögen sich zeitweilig auch von der Gruppe entfernen, um während der Wanderung der Gruppe die Umwelt zu erkunden. Jedoch leiten die Eltern weiterhin die Gruppe, wenn sie jagen, das Territorium markieren, Jagdbeute vor Aasfressern schützen oder die Gruppe vor benachbarten Rudeln beschützen. Wenn die Jungen ein Jahr alt sind, bringen die Eltern ihren zweiten Wurf Welpen zur Welt; diese sind die jüngeren Geschwister des ersten Wurfes. Die Eltern führen und leiten weiterhin den ersten und den zweiten Wurf, bleiben die Anführer des Rudels.

Die Einjährigen dominieren natürlich die jüngeren Welpen, genau wie ältere Brüder oder Schwestern in einer menschlichen Familie die jüngeren Geschwister betreuen würden. Aber immer noch gibt es keinen Kampf, um die Führung des Rudels zu erlangen; diese bleibt weiterhin natürlicherweise beim Elternpaar.

In einigen Populationen werden einige der älteren Geschwister im Alter von ein bis zwei Jahren abwandern, in anderen bleiben sie vielleicht im Rudel bis sie drei Jahre alt sind. Die meisten werden jedoch früher oder später abwandern, versuchen eigene Partner zu finden und ein eigenes Rudel zu gründen.

Diese natürliche Entwicklungsgeschichte von Wolfsrudeln erfordert es ebenso wenig, das Elternpaar mit dem Begriff „Alpha-Paar“ zu belegen, wie die Eltern einer menschlichen Familie. Daher bezeichnen wir diese Tiere nun als männliches und weibliches Zuchttier, oder einfach Eltern.

Wie konnte nun die Wissenschaft aber so vom Wege abkommen und die Elternwölfe als „Alpha“ bezeichnen?

Die Antwort ist eine interessante Geschichte, die treffend illustriert, wie Wissenschaft sich entwickelt. Vor einigen Jahrzehnten, bevor es viele Studien über frei lebende Wölfe unter natürlichen Bedingungen gab, dachten Forscher: ein Wolfsrudel ist eine willkürliche Ansammlung von Wölfen, die sich beim Herannahen des Winter zusammen finden, um so besser große Beutetiere jagen und erlegen zu können.

Um also Wölfe auf die einzige Art zu erforschen, die man kannte, stellte man eine eigene Gehege-Wolfkolonie aus Tieren verschiedener Zoologischer Gärten zusammen.

Wenn man eine Gruppe, egal welcher Spezies, wahllos und künstlich zusammenstellt, werden diese Tiere selbstverständlich miteinander konkurrieren und schließlich eine Art Dominanz-Hierarchie entwickeln. Das ist wie die klassische Hackordnung, die ursprünglich für Hühner beschrieben wurde. In solchen Fällen, ist es angemessen, die hochrangigen Tiere als Alphas zu bezeichnen und dadurch zu implizieren, dass diese ihre Position durch Konkurrenzkämpfe erzielt haben.

Genauso war es bei Wölfen, die man in künstlich zusammengestellten Gruppen hielt. Rudolph Schenkel, der bedeutendste Verhaltensforscher, der Wolfsverhalten in Gefangenschaft studierte, veröffentlichte eine berühmte Monographie darüber, wie sich Wölfe verhielten, die in einer solchen Gruppe lebten. Er behauptete darin, dass es in Wolfsrudeln ein hochrangigstes Männchen und ein hochrangigstes Weibchen gibt, die er Alphas nannte.

(Die ungekürzte Schrift ist als Pdf-Datei unter folgendem Link zu finden.

http://chwolf.org/woelfe-kennenlernen/internationale-fachpublikationen)

 

Mit der Veröffentlichung dieser Beobachtungen in den 70er Jahren und der inzwischen als falsch erkannten Schlussfolgerung, das Wolfsrudel funktioniere nach streng hierarchischer Struktur, wurde der Hund mit dem Wolf in den gleichen Topf geworfen und die Worte „Dominanz“ und „Rudelführer“ wurden über mehrere Jahrzehnte zu den Schlüsselwörtern in der Hundeerziehung.

Dieser Artikel gibt uns Antworten auf einige der obenstehenden Fragen und führt uns zur folgenden Frage:

 

 

 

Wieviel Wolf ist in unseren Hunden überhaupt noch vorhanden?

Wenn ich nun einerseits das Verhalten der wildlebenden Wölfe und andererseits das, der freilebenden Hunde betrachte, sehe ich sehr grosse Unterschiede, welche die Ansichten über die Hundehaltung und -erziehung beeinflussen müssten: einerseits: der Wolf, welcher im Familienclan lebt und bei der Jagd auf Grosswild mit Strategie, Taktik und Zusammenarbeit den Erfolg nicht dem Zufall überlässt - dieses Jagdverhalten in der Gruppe setzt ein hohes Mass an sozialem Sinn, Kommunikation und erlerntem Verhalten voraus – und andererseits der freilebende, relativ solitär lebende „Dorfhund“ als reiner „Sammler“ bzw. Abfallverwerter, welcher mit knurrendem Magen ohne mit der Wimper zu zucken neben dem freilaufenden Huhn oder der Ziege vorbei geht und dem ungeschriebenen Gesetz gehorcht: vergreife dich ja nicht an einem Nutztier, sonst gibt es ernsthaften Ärger!

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass diese Dorfhunde, irgendwo in der Wildnis ausgesetzt, in der Lage wären, sich gemeinsam zur Jagd auf grösseres Wild zu organisieren um davon langfristig überleben zu können.

Dennoch, es gibt den Beweis, dass der zahme Haushund verwildern und wieder zum ursprünglichen Rudel- und Jagdverhalten, wie das der Wölfe, zurückfinden kann:

In abgelegenen Gebieten in Australien hat man wildlebende Dingos beobachtet und gefilmt, wie sie im Rudel mit der gleichen Strategie und Erfolg wie der Wolf, Riesenkängurus jagen und erlegen.

Auch die soziale Struktur des Rudels mit der Aufzucht des Nachwuchses und das Territorialverhaltens stimmen einheitlich mit dem des Wolfes überein.

Andererseits zeigen andere Dingos, welche in der Nähe von Siedlungen leben, das gleiche Verhalten als Sammler und Abfallverwerter wie die von uns beobachteten freilebenden „Dorfhunde“.

Dies führt für mich einerseits zur Schlussfolgerung, dass, vor Urzeiten, einige Wölfe, welche opportunistischer als andere waren und sich von sich aus dem Menschen anschlossen, von diesem dann aber sehr bald über gewünschte oder unerwünschte Verhaltenskriterien selektioniert wurden.

Meiner Meinung nach sind also freilebenden „Dorfhunde“ bereits eine eigene, Hunderasse, welche ein bestimmtes, gewünschtes Verhaltensmuster zeigen und sie stellen nicht die Urform des Haushundes dar.

Andererseits zeigen Hunde durch ihr opportunistisches Verhalten eine derart grosse Anpassungsfähigkeit, dass Hunde gewisser Rassen, welche noch ein ursprüngliches Jagdverhalten zeigen, durchaus in der Lage sind, in der Wildnis wieder zu einem überlebensfähigen Verhalten zurück zu finden.

Wenn wir nun aber die Beutespiele von Hundewelpen beobachten, oder das Jagdverhalten des ach-so-verspielten Labradors, wenn er Nachbars Katze ins Visier genommen oder die Witterung der Fährte eines Rehs aufgenommen hat, dann sehe ich doch überraschend jede Menge Wolf im Hund aufblitzen.

Mich erstaunt es immer wieder wieviel Zugang unsere inzwischen so „verzivilisierte“ Hunde noch zu ihren ursprünglichen Instinkten haben. Und meist beneide ich sie deswegen auch, vor allem dann, wenn sie die Katze oder das Reh als erste bemerken...

Wer nun schon einmal die Erfahrung mit den eigenen, menschlichen Jagdinstinkten machen konnte, zum Beispiel beim Fischen, wenn der Fisch anbeisst und der ganze Ruck auf die Leine kommt und das Adrenalin ins Blut schiesst, wenn man auf einen Schlag hellwach wird, das Blut in Wallung kommt, wenn es heiss und kalt den Rücken herunter läuft und wir plötzlich nur noch im hier und jetzt leben...

Wer dies schon mal erlebt hat der wird sich vielleicht seinem Hund plötzlich verbunden fühlen und es ihm nicht verübeln, wenn dieser seiner Jagdpassion nachgeht, weil wir unfähig sind die Situation rechtzeitig zu erfassen oder seine Jagdinstinkte anderweitig zu befriedigen.

 

Überraschende Gemeinsamkeiten von Wolf und Mensch

Mensch und Wolf waren bzw. sind Jäger und durch ihren Opportunismus sehr anpassungsfähig.

 

Vor allem aber die soziale Struktur des Wolfes, als Stammvater unseres Hundes, hat mit der des Menschen überraschende Gemeinsamkeiten, wie z.B. die Paarbildung mit lebenslanger Bindung, Familienbildung mit Nachwuchs aus mehreren Jahrgängen, Vermittlung von komplexem Verhalten wie Kommunikation, soziales Verhalten, Strategie und Taktik bei der Jagd, werden dem Nachwuchs durch soziales Lernen weitergegeben. (Genauso wie wir unsere Kinder erziehen, erzieht auch der Wolf seinen Nachwuchs.)

 

Aber wir Menschen haben auch gleiche Bedürfnisse wie der Wolf: das Bedürfnis nach Territorium, nach Sicherheit, nach sozialer Gemeinsamkeit und nach Nahrungserwerb.

 

Und wir verteidigen unsere Ressourcen, wie der Wolf auch.

 

Was bedeutet Erziehung?

Kaiser & Kaiser (2001, 9) beschreiben Erziehung wie folgt:

"Es geht darum, er nachwachsenden Generation die in einer Gesellschaft vorhandenen neu und für ihren Bestand und ihre Weiterentwicklung als wichtig angesehenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen zu vermitteln."

Die Erziehung des Nachwuchses hat das Ziel, den Kindern die sozialen Strukturen und notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, um später im Erwachsenenleben entweder inner- oder ausserhalb des Clans bestehen zu können.

Erziehung bedeutet also: die sozialen Strukturen werden durch Regeln, Grenzen und Tabus erlernt, und die Fertigkeiten durch Nachahmung und Übung. Die Erwachsenen führen, geben Schutz, vermitteln Sicherheit und Werte und sind Vorbild.

Für den Nachwuchs ist das Vorbild die Motivation zum Lernen.

 

Kurz gesagt also:

Erziehung ist: soziales Lernen im Spiel mit Regeln

 

Regeln geben Sicherheit, Spiel stärkt die Beziehung und Sicherheit das Vertrauen.

 

 

So erziehen wir unsere Kinder.

 

Und ebenfalls nach diesen Grundsätzen erziehen Wölfe ihre Jungen und Hunde ihre Welpen.